bevor die Saison wieder beginnt, mal ein paar philosophische Zeilen.
Von "invasiven" Arten zu lesen, ist die eine Sache; eine andere ist das unmittelbare Erleben. Damit meine ich nicht ein heimliches Einsickern in ein fremdes Gebiet, was manchmal nur Fachleuten auffällt, sondern die nahezu flächendeckende und vor allem die mehr oder minder plötzliche Präsenz einiger Pflanzen. Ziemlich beeindruckt haben mich diese Phänome:
Senecio inaequidens (Schmalblättriges Greiskraut). Hätte ich von den einschlägigen Publikationen Kenntnis gehabt, wäre ich nicht so überrascht gewesen. Aber hier in NW-Sachsen ist dieses Greiskraut so richtig erst im vergangenen Jahr angekommen. Quasi täglich bin ich über neue Exemplare gestolpert, und als im eigenen Garten welche auftauchten, war ich platt. Und bin mit dem Rasenmäher erfurchtsvolle Bögen gefahren.
Digitaria sanguinalis (Blutrote Fingerhirse). Das ist ein beinahe lustig anzuschauendes Gras, welches sogar einem absoluten Laien auffallen könnte. Verwechslungsarten sollen mal ignoriert sein. Den ersten Fund empfand ich als ein geradezu mystisches Phänomen. Jetzt steht das Gras allenthalben herum, natürlich neuerdings auch im Garten.
Chamaesyce humifusa (Niederliegende Zwergwolfsmilch). Die hat das hiesige Terrain regelrecht unter sich begraben. Na gut, das ist gelinde übertrieben, aber es gibt seit drei Jahren kaum noch eine Pflasterritze ohne Chamaesyce. Zunächst in Siedlungen jedweder Größe, neuerdings aber auch außerhalb, wo sich ungestört ganze Teppiche bilden können.
Übrigens fand ich auch die Wiederkehr der Kornblume (Cyanus segetum ) interessant. Ich stand anfangs der siebziger Jahre staunend an einem Feldrain in der Gegend von Chemnitz/Sa. und betrachtete ein einzelnes Exemplar. Die schulische Sportbekleidungsordnung schrieb kornblumenblaue Hosen vor. Ab sofort konnte ich damit was anfangen. Dann gab es eine Pause von ca. einem Vierteljahrhundert bis zu einer weiteren Begegnung. Heuer ist der Seltenheitswert dahin...
Beste Grüße,
Andreas