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von Gregor » 20.07.2007, 13:35
Hallo Belle,
ich zitiere hier mal aus einem Gewürzpflanzenbuch: "Artemisia vulgaris L., Beifuß, Gemeiner Beifuß/Besenkraut/Wilder Wermut/Gänsekraut/Jungfernkraut
Handelsware
Zum Würzen verwendet man frische oder getrocknete Blütenknospen und Rispenblätter.
Herkunft und Ernte
Beifuß ist fast weltweit verbreitet. Man findet ihn sehr häufig an Wegrändern, Böschungen, Waldrändern und auf Schuttplätzen. Da er sich als Wildkraut stark verbreitet, verzichtet man auf eine Anpflanzung im Garten und sammelt Blütenrispen von Wildpflanzen. Kurz vor der Blüte schneidet man die Rispen ab, trocknet sie aufgehängt in Büscheln und rebelt Köpfchen mit Rispenblättchen ab. Die bitteren Stängelblätter entfallen.
Nahe verwandt ist der Wermut (Artemisia absinthium L.), der wegen seiner Bitterkeit kaum als Gewürz in der Küche in Frage kommt. Er wird zur Herstellung von Wermutwein verwendet.
Inhaltsstoffe
Ätherisches Öl, Bitterstoffe und Gerbstoffe.
Verwendung als Gewürz
Die abgerebelten Blütenknospen passen frisch oder getrocknet zu fetten Speisen (Ente, Gans, Schwein, Hammel, Aal), ferner zu Suppen, Soßen und Salaten sowie zu Kohl- und Pilzgerichten.
Beifuß in der Heilkunde
Die appetitanregende und verdauungsfördernde Wirkung der Pflanze steht in der Volksmedizin im Vordergrund. Außerdem wird der Beifuß bei Hämorrhoiden, Stein- und Blasenleiden, Menstruationsbeschwerden, Frauenleiden, Hysterie, Epilepsie und als Wurmmittel verwendet.
Beifuß und das siebente Weltwunder
"Der Beifuß ist sehr warm und sein Saft ist sehr nützlich, und wenn er gekocht wird und in Mus gegessen wird, heilt er kranke Eingeweide, und er wärmt den kranken Magen... " heißt es in der "Physica" der Heiligen Hildegard (um 1150 verfasst). Nicht umsonst wird der Beifuß zum Würzen von Gänse- und Entenbraten empfohlen. Dabei ging es unseren Altvordern sicher nicht nur um das Aroma und das Abrunden des Geschmacks, es ging auch darum, die schon immer recht fetten Vögel bekömmlicher zu machen. Mannfried und Ursula Pahlow meinen, dass auch Aal, Schweinebraten und Schmalzbrote geradezu nach Beifuß lechzten. Auf Schmalz solle man nicht nur Salz, sondern auch Beifuß streuen. Doch Beifuß wurde und wird auch heute noch als Heilpflanze verwendet. Besondere Bedeutung wurde dem Beifuß oder der Artemisia bei der Behandlung spezifischer Frauenbeschwerden beigemessen. Chamisso berichtet u. a.: "...und wurde vorzüglich bei Weiberkrankheiten angewandt." Ob die antiken Griechen diese Heil- und Würzpflanze deshalb der Göttin Artemis Ilithya, der Geburtshelferin, geweiht und nach ihr Artemisia benannt haben, ist nicht ganz eindeutig.
Einem anderen Bericht zufolge sei die Namensgebung auf die Königin Artemisia von Karien zurückzuführen. Als ihr Gemahl Mausolos 352 vor Christus verschied, soll sie die Asche des Toten ihrem täglichen Getränk beigemischt haben, um so selbst zum Grab ihres geliebten Mannes zu werden. Ob sie diesen Trunk um der besseren Verträglichkeit willen mit einer Prise Beifuß versetzt hat?
Königin Artemisia hat aber auch noch mehr getan. Um dem teuren Verblichenen immerwährende Ehrung zu erweisen, gab sie ersten Künstlern Griechenlands den Auftrag, für Mausolos ein Grabmal zu errrichten. Später wurde es eines der sieben Weltwunder. Und ihr Wunsch ist in Erfüllung gegangen: König Mausolos, richtiger sein Name, ist auch nach mehr als 2300 Jahren unvergessen geblieben. Mausoleen gibt es in der ganzen Welt, nicht nur in Moskau.
Kultische Bedeutung soll der Beifuß auch bei den Kelten, Germanen, Balten und Slawen haben. Zur Sonnenwendzeit wurden aus Beifuß Johannis- oder auch Sonnenwengürtel angefertigt und ins Sonnwendfeuer geworfen. Mit den Gürteln sollte auch das Böse mit verbrennen. Außerdem meinte man, Beifuß schütze vor Hunde- und Schlangenbissen. Wahlafried Strabo bezeichnet den Beifuß gar als Mutter der Kräuter. Nach Grimm sei der Name Beifuß auf das althochdeutsche "bivoz, biboz" für schlagen, stoßen (dem wiederum "ana-boz" für Amboss zugrundeliegt), zurückzuführen. Denn das Kraut musste ja vor der Zubereitung zum Gewürz gestoßen, geschlagen, zerkleinert werden.
Doch viel schöner ist die Deutung, die schon auf Plinius zurückgehen soll, dass Beifuß, an die Füße gebunden oder in Schuhen getragen, vor Müdigkeit schütze. Es heißt deshalb auch, an Bartholomäi gepflückt und im Schuh getragen, verhindert Beifuß die Ermüdung der Glieder. Man könnte es ja mal probieren!"
Ich hatte schon ganz vergessen, dass dieses Gewürzpflanzenbuch bei mir herumsteht, naja, jetzt war es ja doch noch nützlich.
Schöne Grüße aus Kiel
Gregor
Zuletzt geändert von
Gregor am 23.07.2007, 10:50, insgesamt 1-mal geändert.