Grammatikregeln für Pflanzennamen
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Grammatikregeln für Pflanzennamen
Da ich nie Latein und schon gar nicht Griechisch gelernt habe, tue ich mich manchmal schwer mit den wissenschaftlichen Bezeichnungen. Hier https://www.uni-due.de/botanik/artnamen.html kann man sich über Wortbedeutungen informieren, mache ich auch öfter. Über geschlechtsspezifische Endungen, sowohl beim Gattungsnamen als auch beim Artepitheton, steht da herzlich wenig. Bsp.weise erschließt sich mir die Logik von Caltha palustris nicht.
Kann mir jemand eine bessere Quelle nennen?
Marlies
Kann mir jemand eine bessere Quelle nennen?
Marlies
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- Beiträge: 2538
- Registriert: 09.10.2016, 11:01
Re: Grammatikregeln für Pflanzennamen
Oh, ein unerschöpfliches Thema. In Gattungsdefinitionen muss eigentlich auch das Geschlecht festgelegt werden. Bei älteren Autoren war das manchmal schlampig, uneindeutig oder gar falsch. Da haben sich dann ganze Scharen von "Emendierern" (auf Badisch Tüpfelesscheißer) damit beschäftigt, welches Geschlecht das Taxon wohl habe, und im Zweifelsfall die Artnahmen alle geändert. Das ist okay, wenn es ein offensichtlicher Fehler des Beschreibers war.
Etwas anderes ist, wenn der Beschreiber zwar falsch, aber definitiv das Geschlecht festgelegt hatte. So einen Fall kenne ich bei den Blattkäfern (Gattung Psylliodes). Dann bleibt es auf ewig falsch (ICZN Art. 30.1.4.2, keine Ahnung, ob der Shenzhen Code etwas Ähnliches hat).
Die älteren Autoren benutzten übrigens oft ziemliches Küchenlatein. Viele Wörter gab es ja gar nicht im römischen Latein, sondern wurden erst später dazuerfunden.
Bei den Käfern gibt es eine schöne Zusammenstellung der Ableitung der lateino-griechischen Namen [Schenkling, S. (1922): Nomenclator coleopterologicus: eine etymologische Erklärung sämtlicher Gattungs- und Artnamen der Käfer der deutschen Fauna sowie der angrenzenden Gebiete. – 2. Aufl., IV + 255 S.; Jena (Fischer)], die man über Biodiversity Heritage Library finden kann. Viele Ausdrücke stehen auch darin. Ansonsten ist die zitierte Website eigentlich sehr hilfreich.
Und jetzt noch zur Frage selber: Caltha ist eindeutig weiblich, und etliche Arten haben Nachnamen auf -a.
https://pdfs.semanticscholar.org/af75/3 ... 1591203763
Aber die weibliche und männliche Form heißen beide palustris, nur bei Neutrum müsste es paluster heißen. Nicht alles, was auf -s endet, ist auch automatisch männlich. Das wird gerne mal mit der immer männlichen Endung -us verwechselt.
Gruß, Michael
Etwas anderes ist, wenn der Beschreiber zwar falsch, aber definitiv das Geschlecht festgelegt hatte. So einen Fall kenne ich bei den Blattkäfern (Gattung Psylliodes). Dann bleibt es auf ewig falsch (ICZN Art. 30.1.4.2, keine Ahnung, ob der Shenzhen Code etwas Ähnliches hat).
Die älteren Autoren benutzten übrigens oft ziemliches Küchenlatein. Viele Wörter gab es ja gar nicht im römischen Latein, sondern wurden erst später dazuerfunden.
Bei den Käfern gibt es eine schöne Zusammenstellung der Ableitung der lateino-griechischen Namen [Schenkling, S. (1922): Nomenclator coleopterologicus: eine etymologische Erklärung sämtlicher Gattungs- und Artnamen der Käfer der deutschen Fauna sowie der angrenzenden Gebiete. – 2. Aufl., IV + 255 S.; Jena (Fischer)], die man über Biodiversity Heritage Library finden kann. Viele Ausdrücke stehen auch darin. Ansonsten ist die zitierte Website eigentlich sehr hilfreich.
Und jetzt noch zur Frage selber: Caltha ist eindeutig weiblich, und etliche Arten haben Nachnamen auf -a.
https://pdfs.semanticscholar.org/af75/3 ... 1591203763
Aber die weibliche und männliche Form heißen beide palustris, nur bei Neutrum müsste es paluster heißen. Nicht alles, was auf -s endet, ist auch automatisch männlich. Das wird gerne mal mit der immer männlichen Endung -us verwechselt.
Gruß, Michael
Re: Grammatikregeln für Pflanzennamen
Meistens gilt:
-a, -o, -is und -es = weiblich (-a manchmal auch männlich)
-um = neutral
-us = männlich
-e = neutral oder männlich
-on = weiblich, neutral oder männlich
-ns = geschlechtslos (entsprechend -end im Deutschen, also etwa fluitans = flutend)
Der Artzusatz bei Gehölzen ist weiblich, egal welches Geschlecht die Gattung hat. ("Quercus rubra")
Wozu auch immer es wichtig ist, bei einer in Verwesung befindlichen Sprache Grammatikregeln einzuhalten.
-a, -o, -is und -es = weiblich (-a manchmal auch männlich)
-um = neutral
-us = männlich
-e = neutral oder männlich
-on = weiblich, neutral oder männlich
-ns = geschlechtslos (entsprechend -end im Deutschen, also etwa fluitans = flutend)
Der Artzusatz bei Gehölzen ist weiblich, egal welches Geschlecht die Gattung hat. ("Quercus rubra")
Wozu auch immer es wichtig ist, bei einer in Verwesung befindlichen Sprache Grammatikregeln einzuhalten.
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Re: Grammatikregeln für Pflanzennamen
Hallo zusammen,
das ist ein weites Feld und erschöpft sich nicht in Endungen.
Und natürlich ist Latein nicht die Sprache, die man beherrschen muss. Aber es gibt halt Traditionen, die man besser hätte bestehen lassen (meine Meinung). Der Wegfall der lateinischen Diagnose war eine Watsche für alle, deren Muttersprache nicht Englich ist.
Beste Grüße,
Andreas
das ist ein weites Feld und erschöpft sich nicht in Endungen.
Und natürlich ist Latein nicht die Sprache, die man beherrschen muss. Aber es gibt halt Traditionen, die man besser hätte bestehen lassen (meine Meinung). Der Wegfall der lateinischen Diagnose war eine Watsche für alle, deren Muttersprache nicht Englich ist.
Beste Grüße,
Andreas
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Re: Grammatikregeln für Pflanzennamen
Noch eine kleine, vereinfachte Ergänzung zum konkreten Fall (und ich lasse mich gern verbessern):
Das lateinische Nomen 'caltha‘ (Wortursprung altgriech. κάλϑη (?) oder κάλαθος (?) – hier gibt es anscheinend unterschiedliche Auffassungen bei den Altphilologen ...) ist im Lateinischen feminin - 'A-Deklination' ... .
Das Adjektiv paluster/stris/stre - 'gemischte Deklination' ... - ist deshalb auch in der Feminin-Form palustris beizufügen.
In alten botanischen Standardwerken - heute im Netz frei verfügbar - sind bei den einzelnen Pflanzen häufiger Hinweise und Ausführungen zur Etymologie dabei. Dabei geht es aber nicht immer 'korrekt' zu - es wird gerne Altgriechisch und Latein recht ‚kreativ‘ und nicht immer den strengen Grammatik- und Logik-Regeln folgend vermischt.
Das lateinische Nomen 'caltha‘ (Wortursprung altgriech. κάλϑη (?) oder κάλαθος (?) – hier gibt es anscheinend unterschiedliche Auffassungen bei den Altphilologen ...) ist im Lateinischen feminin - 'A-Deklination' ... .
Das Adjektiv paluster/stris/stre - 'gemischte Deklination' ... - ist deshalb auch in der Feminin-Form palustris beizufügen.
In alten botanischen Standardwerken - heute im Netz frei verfügbar - sind bei den einzelnen Pflanzen häufiger Hinweise und Ausführungen zur Etymologie dabei. Dabei geht es aber nicht immer 'korrekt' zu - es wird gerne Altgriechisch und Latein recht ‚kreativ‘ und nicht immer den strengen Grammatik- und Logik-Regeln folgend vermischt.
Zuletzt geändert von Berg_und_Tal am 08.06.2020, 15:08, insgesamt 5-mal geändert.
Re: Grammatikregeln für Pflanzennamen
Hallo miteinander,
vielen Dank für die erschöpfenden Erklärungen - das ist natürlich positiv gemeint. Einiges wusste ich schon, anderes noch gar nicht. Sooo viele wissenschaftliche Namen kann ich nicht auswendig, aber wenigstens bei denen möchte ich schon wissen, was ich da sage.
Und zur allgemeinen Belustigung von euch Latein-Kundigen: Ich dachte tatsächlich, es müsse richtig Caltha palustria oder palustra heißen. Heißt ja auch latifolia.
(Nee, ich sehe den Unterschied schon.)
Marlies
vielen Dank für die erschöpfenden Erklärungen - das ist natürlich positiv gemeint. Einiges wusste ich schon, anderes noch gar nicht. Sooo viele wissenschaftliche Namen kann ich nicht auswendig, aber wenigstens bei denen möchte ich schon wissen, was ich da sage.
Und zur allgemeinen Belustigung von euch Latein-Kundigen: Ich dachte tatsächlich, es müsse richtig Caltha palustria oder palustra heißen. Heißt ja auch latifolia.

Marlies
Re: Grammatikregeln für Pflanzennamen
Leider sind lateinische Diagnosen eine Watsche für Leute wie mich, die kein Latein sprechen. Du kannst mir dann nicht zufällig die Diagnose für Epilobium adenocaulon in Menschensprache übersetzen?Andreas Melzer hat geschrieben: ↑03.06.2020, 20:03Aber es gibt halt Traditionen, die man besser hätte bestehen lassen (meine Meinung). Der Wegfall der lateinischen Diagnose war eine Watsche für alle, deren Muttersprache nicht Englich ist.
https://www.biodiversitylibrary.org/ite ... 7/mode/1up
Re: Grammatikregeln für Pflanzennamen
Und die restlichen zehn Zeilen der Artbeschreibung?
Re: Grammatikregeln für Pflanzennamen
Ah, sorry. Da hab ich schlecht gelesen.
Naja, du könntest es schon mit google translate versuchen. Auch wenn man da recht viel Fantasie braucht ...
"Caule erecto" hätte ich selbst sogar noch geschafft. Daran hab ich auch gemerkt, dass er auf Typos recht sensibel reagiert. "caule errecto" übersetzt er dann schon nicht mehr. ein bis mehrfüssig soll dann sicher auf die anzahl der Sprosse Bezug nehmen.
Vlt kann man auch mal etwas mit der Eingabesprache und der Ausgabesprache rumspielen. Grade bei der Ausgabesprache verspreche ich mir etwas, wenn man dort die Weltsprache Englisch angibt. Bei der Eingabesprache hat es mit "Korsikanisch" vorgeschlagen. Ich hab dann Latein angegeben. Kommt auf einen Versuch an, ob man dann dort per Zufall bessere Ergebnisse bekommt.
Um es nicht zu komplex werden zu lassen, sollte man wohl wirklich nur das reinkopieren, was syntaktisch zusammengehört. Also meist das, was durch Komata getrennt ist. Weil es sonst der Algorithmus dann sicher nicht mehr hinbekommt.
Naja, du könntest es schon mit google translate versuchen. Auch wenn man da recht viel Fantasie braucht ...
"Caule erecto" hätte ich selbst sogar noch geschafft. Daran hab ich auch gemerkt, dass er auf Typos recht sensibel reagiert. "caule errecto" übersetzt er dann schon nicht mehr. ein bis mehrfüssig soll dann sicher auf die anzahl der Sprosse Bezug nehmen.
Vlt kann man auch mal etwas mit der Eingabesprache und der Ausgabesprache rumspielen. Grade bei der Ausgabesprache verspreche ich mir etwas, wenn man dort die Weltsprache Englisch angibt. Bei der Eingabesprache hat es mit "Korsikanisch" vorgeschlagen. Ich hab dann Latein angegeben. Kommt auf einen Versuch an, ob man dann dort per Zufall bessere Ergebnisse bekommt.
Um es nicht zu komplex werden zu lassen, sollte man wohl wirklich nur das reinkopieren, was syntaktisch zusammengehört. Also meist das, was durch Komata getrennt ist. Weil es sonst der Algorithmus dann sicher nicht mehr hinbekommt.
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Re: Grammatikregeln für Pflanzennamen
Hallo,
nun ja.
Die Wurzel ist kurz büschelig angenagt. Stiel aufrecht, ein- bis mehrsprossig, glatt rund, Linien bald leicht verschwindend nahe Blätter, besonders oben dicht drüsig-haarig. Die Blätter sind gestielt, länglich-lanzettlich, abgerundete Basis, schmal scharfe Spitze leicht zurückgebogen-gezähnt, drüsig-haarig. Knospe kurz gespitzt, drüsig haarig. Blüten klein aufrecht blass rosa. Narben keulig. Kapsel dünn, düsig haarig, Stiel drüsig fol. sulcr. viel kürzer. Samen mit länglich verjüngten Seiten, kurz durchsichtig-ringwulstig, Basis spitz, Schale dicht papillös.
Oft genügt das für einen groben Überblick, aber lustige Fragezeichen sind meist reichlich eingestreut.
Beste Grüße,
Andreas
nun ja.
Die Wurzel ist kurz büschelig angenagt. Stiel aufrecht, ein- bis mehrsprossig, glatt rund, Linien bald leicht verschwindend nahe Blätter, besonders oben dicht drüsig-haarig. Die Blätter sind gestielt, länglich-lanzettlich, abgerundete Basis, schmal scharfe Spitze leicht zurückgebogen-gezähnt, drüsig-haarig. Knospe kurz gespitzt, drüsig haarig. Blüten klein aufrecht blass rosa. Narben keulig. Kapsel dünn, düsig haarig, Stiel drüsig fol. sulcr. viel kürzer. Samen mit länglich verjüngten Seiten, kurz durchsichtig-ringwulstig, Basis spitz, Schale dicht papillös.
Oft genügt das für einen groben Überblick, aber lustige Fragezeichen sind meist reichlich eingestreut.
Beste Grüße,
Andreas
Re: Grammatikregeln für Pflanzennamen
Danke. Leider hilft das nicht wirklich weiter, da ziemlich grob. Ich bin auf der Spur, wer die Unterarten Epilobium ciliatum ssp. adenocaulon/ciliatum eigentlich erfunden hat und was ihre Differentialmerkmale eigentlich sein sollen. Die Quellenlage ist da reichlich unklar. Buttlers Florenliste betrachtet die beiden Unterarten sogar als Synonyme, Rothmaler als Unterarten, die Flora Nordica sogar als eigenständige Arten. Der Erfinder der Art bezeichnete sie als E. adenocaulon, was die Unterscheidung nicht einfacher macht. Wer zuerst das Taxon E. c. ssp. c. erfunden hat und warum er es von ssp. a. abgegrenzt hat konnte ich noch nicht herausfinden.
Re: Grammatikregeln für Pflanzennamen
Ich war jetzt auch nicht besonders gut in Latein und es ist schon eine Weile her, aber ich frag mich dann auch immer recht, ob die Beschreiber auch alle eine Einheitliche Vorstellung von diesen Artbeschreibungen haben. Da schliesst sich hier im Thread auch der Kreis, denn auf erfundene Wort im Neulatein oder noch später wurde ja schon eingegangen.Andreas Melzer hat geschrieben: ↑05.06.2020, 16:14[...] aber lustige Fragezeichen sind meist reichlich eingestreut. [...]
Re: Grammatikregeln für Pflanzennamen
Ich vermute Gehölze tragen immer die weibliche Endung (Quercus rubra), weil Gehölze als weiblich definiert sind im lateinischen. Es gibt dort das natürliche Geschlecht, so ist arbor Baum, weiblich und wird dekliniert arbor, arboris, f (femininum). Die übrigen Substantive, die dieser Deklination folgen, z.B. dolor, doloris Schmerz sind m (masculinum). Alte Kenntnisse aus meinem Latein-Leistungskurs.
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- Registriert: 22.06.2014, 18:55
Re: Grammatikregeln für Pflanzennamen
... acer campestre (Neutrum)... Gehölze tragen immer ...
... exceptio probat regulam
