die Reaktionen von Menschen die mich bei der Moossuche erwischen, sind oft die gleichen. Bei meiner suchenden Forwärtsbewegung an Bächen oder Wegrändern, tönen mir (in bayerischem Dialekt) Fragen wie "Hams was verloren?", "Is do a Viech?" oder "gibt's do a seltenes Bleamerl?" entgegen. Wenn ich dann erwidere, dass ich nach Moosen suche, ist die Reaktion in 90% der Fälle ein "achso", "die hab ich im Garten, wie bekomme ich die los?" oder "gibt es da mehr als eins". In etwa 10% der Fälle stoße ich auf Begeisterung und biete dem interessierten Wanderer auch gerne einen Blick durch die Lupe an.
Darum habe ich habe lange überlegt wie man mehr Menschen für die unfassbar tolle Welt der Moose begeistern kann und möchte es mal mit einem kleinen virtuellen Lupeneinblick in diese unvorstellbare Vielfalt versuchen. Dazu möchte ich euch einige Bilder zeigen, die ich in den Chiemgauer Alpen gemacht habe. Es handelt sich zum Teil um sehr spezielle Arten, die eine sehr enge ökologische Nische haben und aus diesem Grund nur an wenigen Stellen überhaupt vorkommen.

Ein Spitzmoos (Lophozia guttulata), diese Arten besiedeln überwiegend morsches Nadeltotholz in Nordhanglagen

Das Fels-Schwanenhalsmoos (Campylostelium saxicola) ist eines unserer kleinsten Moosarten und siedelt auf losen Sandsteinen (Flysch) in engen Bachtälern

Das Glänzende Flügelblattmoos (Hookeria lucens) ist der nördlichste Vertreter einer tropischen Moosfamilie. Zu finden in Bachtälern auf Flysch

Ein Bärtchenmoos (Hydrogonium croceum = Barbula crocea) in feuchten Kalkfelsspalten

Das Kahnblattmoos (Sphenolobus minutus) ist auf Latschenhumus häufig

Das Dünnkelchmoos (Mylia taylorii) ist eines der schönsten Moosarten auf Latschenhumus

Das Federchenmoos (Ptilidium pulcherrimum) besiedelt trockene Nadelholzstümpfe oder Stämme, kommt aber auch an der Borke freistehender Fichten vor

Das Sichelige Kleingabelzahnmoos (Dicranella heteromalla) besiedelt lehmige Weganschnitte. Auf dem Foto sind gut die Sporenkapseln zu erkennen, wodurch sich Moose über Sporen verbreiten.

Wie eine Reptilienhaut überzieht das Kegelkopfmoos (Conocephalum conicum) feuchte Erde an Bachrändern oder an Felsen

Das Keltische Spaltzahnmoos (Fissidens celticus) ist eine Rarität und wurde 2019 auf einer Exkursion, erstmals für die Chiemgauer Alpen nachgewiesen.

Das Beblätterte Blasenmoos (Diphyscium foliosum) ist eines meiner Lieblinge, es wächst auf lehmiger Erde zwischen Buchenwurzeln und seine Kapsel schaut aus wie ein kleiner Blasebalg. Trifft ein Wassertropfen dieses "Säckchen", so stößt die Kapsel die Sporen in einem bis zu 1m hohen Strahl aus der Kapsel

Das Duftende Erdkelchmoos (Geocalyx graveolens) trägt seinen Namen zu Recht, es duftet nach Rosen.

Das Gefiederte Kranzmoos (Rhytidiadelphus subpinnatus) wächst an feuchten Stellen in blockreichen Bergwäldern.

Das Rosenmoos (Rhodobryum roseum) ist meist nur in Einzelpflanzen zwischen anderen Moosen zu finden.

Das Thujamoos (Thuidium assimile) ist weit verbreitet und auch in Fichtenforsten häufig. Dennoch ein Kunstwerk der Natur.

Das Krummstielmoos (Flexitrichum gracile = Ditrichum gracile) ist ein Sonnenanbeter und wächst oft auf sonnigen Kalkfelsköpfen.

Es gibt zahlreiche Torfmoosarten, hier das Sumpf-Tormoos (Sphagnum palustre).

Das Kalklappenmoos (Cololejeunea calcarea) trägt seinen Namen ebenfalls zu Recht, es findet sich oft auf feucht-schattigen Kalkfelswänden, wo es in keinen halbkugeligen Polstern wächst.

Das Bartkelchmoos (Calypogeia muelleriana) ist winzig aber dennoch ein Hingucker. Es wächst auf feuchter lehmiger Erde.

Plattmoose wie hier Plagiothecium succulentum besiedeln häufig Humusauflagen und Totholz in Bergwäldern.

Wohl kaum ein Moos ist so eigenartig wie das Grüne Koboldmoos (Buxbaumia viridis). Es ist eine besonders geschützte Art und von ihm sind nur die "Kobold-"mützenförmigen Kapseln zu sehen, die fast wie Pilze aussehen. Die Art versteckt sich in schattigen Bergwäldern auf morschem Nadeltotholz.
Das soll es erstmal gewesen sein und ich hoffe ich konnte euch ein wenig für diesen Mikrokosmos begeistern, der uns überall umgibt. Wer sich für Moose interessiert oder selbst mal ihre Vielfalt erleben möchte, dem empfehle ich eine kleine Juwelierlupe 10x für ein paar Euro. Ihr werdet in eine wundervolle Welt eintauchen.
In diesem Sinne, eine gute Woche und haltet die Augen offen!
-Tharandter